01.06.2023 - 12:54 | Quelle: Transfermarkt | Lesedauer: unter 3 Min.
Hertha BSC
Lars Windhorst
Neue Folge Done Deals 

Podcast: Hertha und das Desaster Big City Club – „Größenwahn ist uns auf die Füße gefallen“

Podcast: Hertha BSC und das Desaster „Big City Club“ – „Größenwahn auf die Füße gefallen“
©TM/IMAGO

Mit dem Einstieg von Investor Lars Windhorst 2019 sollte bei Hertha BSC alles besser werden – „Big City Club“ war das Ziel. Knapp vier Jahre später wurde aus dem Vorhaben der siebte Abstieg der „Alten Dame“ aus der Bundesliga. Wie konnte sich Hertha BSC mit all den Windhorst-Millionen von Jahr zu Jahr verschlechtern? Diese und weitere Fragen werden in der neuen Folge des Transfermarkt-Podcasts Done Deals besprochen – jetzt reinhören bei SpotifyApple Podcasts und Amazon Music.



Host Max Ropers und sein Gast Lucas Vogelsang von „Fussball MML“ beleuchten darin, wie es für den Verein seit 2019 mit acht verschiedenen Trainern, vier Managern und zwei Präsidenten immer weiter hinabging und wieso eigentlich Pál Dárdai immer wieder zurückkommt.


Mitarbeiter
Pál Dárdai
P. Dárdai Alter: 48
Hertha BSC
Hertha BSC
Alle Saisons -
Alle Wettbewerbe
Spiele
246
Gewonnen
93
Unentschieden
60
Verloren
93


Als Windhorst 2019 einstieg, stand Hertha BSC stabil im Mittelfeld der Liga. Doch die Hauptstädter wollten weg vom Image der grauen Maus und weil Dárdai mit seiner Spielweise dafür stand, musste er gehen. Windhorst, der stückchenweise 374 Mio. Euro über seine Firma „Tennor Holding“ in den Klub steckte, träumte damals von ganz anderen Sphären: „Wenn alle Beteiligten mitspielen und nicht zu große Fehler gemacht werden, dann gibt es theoretisch keinen Grund, warum Hertha nicht auch einmal deutscher Meister werden sollte und in der Champions League oben mitspielt“, gab er 2020 zu Protokoll.



Der Ausgang ist bekannt – der Klub sehnt sich angesichts aktueller Probleme wie der Erteilung einer Zweitliga-Lizenz nach Mittelmaß. „Wir hätten sofort unterschreiben, wenn jemand vor der Saison gesagt hätte, Dárdai kommt als Trainer und ihr werdet Elfter. Da hätten in der Ostkurve sofort alle ein Bier aufgemacht“, ist sich Vogelsang sicher und betont: „Der Größenwahn ist uns auf die Füße gefallen.“


Vogelsang im TM-Podcast: Hertha-„Wahnsinn“ beginnt mit Klinsmann


Während Windhorst ganz amerikanisch groß dachte und nach wenigen Monaten schon Jürgen Klinsmann als Trainer installierte, wollte der damalige Manager Michael Preetz das Projekt lieber in Ruhe aufbauen. „Der ganze Wahnsinn beginnt in dem Moment, als Klinsmann aus Kalifornien hinabsteigt in die Niederungen der Bundesliga“, sagt Vogelsang und verweist darauf, dass dieser es gewohnt war, mehr Macht zu haben, wenn er einen Posten antritt. „Preetz merkte, dass er sich sozusagen den Feind ins eigene Bett geholt hat, weil Klinsmann und Windhorst bedeuteten eigentlich den Anfang vom Ende.“


Mitarbeiter
Jürgen Klinsmann
J. Klinsmann Alter: 59
Hertha BSC
Hertha BSC
Alle Saisons -
Alle Wettbewerbe
Spiele
10
Gewonnen
3
Unentschieden
3
Verloren
4


Diese Unruhe übertrug sich auf den ganzen Verein. Vogelsang zu den damaligen Entwicklungen: „Preetz und Gegenbauer (ehemaliger Präsident, d.Red.) haben auf die Bremse getreten, Klinsmann war aber gekommen, um das Gas bis an den Anschlag durchzutreten und das hat er, mit allem was er war, gemacht – natürlich mit der vollen Rückendeckung des Investors. Also Windhorst und Klinsmann gaben Vollgas, Gegenbauer und Preetz traten auf die Bremse. Stell dir ein Auto vor, wenn du selber fährst auf der Autobahn mit 120 und einer bremst und einer gibt Gas, dann überschlägst du dich relativ bald.“ Mittlerweile sind alle Beteiligten Geschichte.



Weitere Themen im TM-Podcast sind u.a. Klinsmanns chaotischer Abschied per Facebook-Live und seine Tagebücher in der „Sport Bild“, das Ende von Preetz, Dárdais Rückkehr – auch weil der Verein wieder „zu sich selbst“ finden wollte sowie weitere Personalien wie Bruno Labbadia, Fredi BobicTayfun KorkutFelix Magath und Sandro Schwarz. Jetzt die ganze Folge hören bei SpotifyApple Podcasts und Amazon Music!


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Emil2 Emil2 02.06.2023 - 06:44
Einer der Hauptgründe für den Niedergang war doch eindeutig  die mangelnde Expertise auf dem finanziellen Niveau, welches sich quasi über Nacht für den Verein auftat. Speziell Preetz war komplett überfordert.
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Fußballvereins ist eben nun mal eine kompetente Führung mit fundiertem Fachwissen.
Es fehlte angesichts der neuen Möglichkeiten komplett an einer langfristigen Vision und einer klaren Strategie, stattdessen meinte man schnell, schnell mit den Größen der Liga mithalten zu müssen.

Alles in allem führte das zu einem komplett überambitioniertem Verhalten!
Die Hertha hat oft den Wunsch gezeigt, mit den großen Vereinen in Deutschland gleichzuziehen, was in einer viel zu aggressiven Transferpolitik und hohen Ausgaben für Spieler, ohne eine solide Basis aufzubauen gipfelte. Der Verein hat versucht, sich durch teure Transfers einen Platz an der Spitze zu erkaufen, anstatt eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.

Letztendlich haben die willkürlich anmutenden hohen Transferausgaben entsprechend keinen sportlichen Erfolg mit sich gebracht und in Verbindung mit dem gesprengten Gehaltsgefüge dazu geführt, dass der Verein sogar noch höhere Schulden angehäuft hat.

Den folgerichtig ausbleibenden sportlichen Erfolg der Hertha hat man mit andauernden Trainerwechseln versucht herbeizwingen, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, waren es 10 Trainer in den letzten 3 Jahren!
Kontinuität auf dem Spielfeld genauso wie in der Führung Fehlanzeige. Jeder neue Trainer brachte seine eigene Philosophie mit, eine Einheitlichkeit im Spielstil ließ man komplett außen vor und bei einigen Konstellationen trat eine mangelnde Bindung zwischen Spielern und Trainern zu Tage.

Was man falsch machen konnte, wurde falsch gemacht.
Jawoischsho FC Augsburg Jawoischsho 02.06.2023 - 00:32
Zitat von Hansi97

Hertha BSC wird in Zukunft immer als negativ Beispiel für mögliche Investoren in der Bl genommen.
Die Historie aufzuarbeiten find ich gut.
Man kann sich definitiv drüber lustig machen wie planlos dort Geld verbrannt worden ist.

Man muss aber auch bedenken, dass in der Ecke um Hertha, 1860 und KFC über die man sich lustig macht auch ein RB Leipzig sitzt.


Ist das so? Wieso sollte Leipzig in der selben Ecke sitzen wie 1860 oder eben die Hertha? Nein, definitiv nein.

RedBull hat mit großem Sachverstand ein klares Konzept verfogt. Es wurde das richtige Personal installiert – z.B. Ralf Rangnik, den ich zwar nicht unbedingt besonders sympathisch empfinde, der aber den Kader klug zusammengestellt hatte. Man hat gut gescoutet, die besten Talente zusammenholt und daraus eine Truppe geformt. Man hat das Ganze in Leipzig installiert, wo es einen Bedarf nach Bundesligafussball gab.Der Erfolg stellte sich fast zwabgsläufig ein.

Die einzge Gemeinsamkeit mit 1860 ist, dass beide einen Investor haben. Den Investor, den Jordanier Hassan Ismaaik kann man nicht vergleichen mit Mateschitz. Ich sehe bei Isamik keinen strategischen Ansatz, sondern eratisches Handeln. Die ständigen Querelen mit der Vereinsführung, sein EIngreifen in operative Abläufe etc. zeigt mangelnde Professionalität.
Schon lange bevor ein Investor einstieg war 1860 ein heillos zerstrittener Verein mit vielen Skandälchen. Die Münchner TZ hatte beispielsweise 2010 geschrieben: ›Aber das gehört halt zum Verein, so wie der Löwe auf dem Wappen. Skandale und Skandälchen, Peinlichkeiten und ja kein Fettnäpfchen auslassen.‹

Die Details der wundersamen Berliner Geldverbrennnung können einige hier sicher besser darstellen als ich.
EIne kluge Planung ist hier genausowenig zu erkennen wie bei den 60ern.

VIelleicht sitzt die Hertha in der gleichen Ecke wie die 60er, wie der HSV oder Kaiserslauten. Das ist aber nicht die Ecke von Leipzig.
Wo11e Wo11e 01.06.2023 - 18:53
Zitat von BlaueElise
Es war vor allem zu wenig Geld. Mit 200 Mio. baut man keine komplette Mannschaft für den internationalen Wettbewerb auf.

Aber egal wer die Idee hatte, zu meinen man würde mit dem bisschen Geld ne Truppe aufstellen die sofort um Platz 4-7 spielt und sich dadurch dauerhaft zu finanzieren, hat absolut keine Ahnung vom operativen Geschäft. Richtig wäre es gewesen die Mannschaft partiell mit Talenten zu verstärken und die Infrastruktur auszubauen, das Team in Takt zu lassen und Stück für Stück die Gehälter anpassen.

Jeder von uns Hobby Experten hier im Forum hat es damals schon gewusst, dass das kräftig in die Hose geht, weil das einzige was man an vermeintlich internationaler Klasse kriegt entweder gescheiterte große Namen oder Söldner sind die kein Bock auf den Verein haben. Hertha hatte damals einen funktionierenden Kern mit interessanten Talenten. Würde mir als Spieler auch nicht gefallen wenn da auf einmal 10 neue Söldner kommen die keine Leistung bringen und das 4 fache wie du verdienen.

Ich glaube in der BL gibt es einen Platz für Investoren und Investoren sind wenn 50+1 eingehalten wird auch nicht gefährlich. Gefährlich sind die Leute die meinen das Geld sinnlos zu verprassen und den Verein mit wahnwitzigen Gehältern auf Dauer verschulden.


Naja, es waren ja nicht "nur" 200 Mio, es waren dann doch 374. Klar, davon floß natürlich nicht alles in die Mannschaft, und man baut von dem restlichen Geld auch nicht über Nacht einen Meisterschaftskandidaten, trotzdem sollte eine Mannschaft wie Hertha nach einer Investition von 374 Mio besser sein, als davor!

Von Klinsmann mag man halten was man will, und gerade sein Abschied war natürlich unterste Schublade, inhaltlich hatte er aber doch mit einigem recht, was damals wie heute viele nicht wahrhaben wollen. Das er immer wieder zum Hauptschuldigen erklärt wird, ist mir auf jeden Fall zu einfach. Keiner der damals Beteiligten ist frei von Schuld!

A propos zu einfach, man hört auch immer wieder die Ausrede "Corona". Klar, die Pandemie war auch für die Hertha nicht einfach, und hat mit Sicherheit eine Menge Geld gekostet. Im Gegensatz zu allen anderen Vereinen hatte man aber gerade zu diesem Zeitpunkt die 374 Mio Finanzspritze. Alle Vereine mussten Corona ohne die Spritze bewältigen, wohingegen man in Berlin zu dieser Zeit ungeahnte finanzielle Mittel hatte. Corona ist für mich daher nur eine Ausrede, eigentlich hätte es für die Hertha ein Vorteil gegenüber allen anderen Vereinen sein müssen.

Was bleibt also noch zu sagen? Die Hertha wird sich vermutlich erst einmal wieder in der zweiten Liga sammeln müssen (am besten mit anderen Verantwortlichen), aufgrund der wirklich guten Nachwuchsarbeit traue ich das dem Verein aber zu. Die Konsolidierung wird aber vermutlich einige Jahre dauern, an einen sofortigen Wideraufstieg glaube ich nicht. Auch wenn zur Zeit noch nicht einmal die Lizenz gesichert ist, glaube ich schon, dass man das noch hin bekommt.

Ach ja, eines noch. Den Beinamen "Big City Club" wird man so schnell nicht wieder los werden. Ich kann zwar die Fans verstehen, die das unglaublich nervt, vor allem, weil sich die meisten Fans nie damit identifiziert haben. Liebe Herthaner, da müsst ihr leider durch, den dieser Spruch ist wie eine Zielscheibe auf der Stirn, und je mehr man sich dagegen wehrt, desto präsenter bleibt der Big City Club in der Erinnerung.
Pál Dárdai
Hertha BSC
Pál Dárdai
Geb./Alter:
16.03.1976 (48)
Nat.:  Ungarn
Akt. Verein:
Hertha BSC
Aktuelle Funktion:
Trainer
Vertrag bis:
30.06.2024
Im Amt seit:
16.04.2023
Hertha BSC
Gesamtmarktwert:
45,20 Mio. €
Wettbewerb:
2. Bundesliga
Tabellenstand:
8.
Kadergröße:
31
Letzter Transfer:
Bradley Ibrahim